#291 Schwester Edith Kürpick: Der Ruf nach oben – wie beten wir?
Shownotes
„Ehrlich gesagt kann ich das überhaupt nicht“, sagt Schwester Edith Kürpick, wenn man sie nach dem Beten fragt. Beten habe nichts mit Können zu tun, beten übe man ein – und zwar ein Leben lang. Zusammen mit ihrer Gemeinschaft der Schwestern von Jerusalem, die in der Kirche Groß St. Martin in der Kölner Altstadt angesiedelt ist, hat sie es sich zur Aufgabe gemacht zu beten und Menschen einen Platz der Stille anzubieten. Dabei bleibe sie eine Suchende, fühle sich aber immer getragen in der Liebe Gottes, in die sie ihr Leben stelle.
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00:00:11: Willkommen zu einer neuen Folge.
00:00:12: Himmel klar.
00:00:13: Ich bin Verena Tröster.
00:00:15: Der Ruf nach oben.
00:00:16: Wie
00:00:16: beten wir?
00:00:18: Ich hab mir überlegt, Ordensleute, die wissen da gut Bescheid, Menschen, die ein kontemplatives Leben führen, die mehr Zeit als andere damit verbringen, ihren Blick auf Gott zu richten.
00:00:28: Schwester Edith Kürpig von der Gemeinschaft der Schwestern von Jerusalem in Groß-Sankt Martin in der Kölner Altstadt hat sich auf dieses Gespräch eingelassen.
00:00:38: Sie stellt allerdings klar, Expertin im Beten sei sie nicht.
00:00:42: Ehrlich gesagt, ich kann das überhaupt nicht.
00:00:45: Und jeden Tag schon mal lange nicht.
00:00:47: Für mich ist das kein Können, sondern ein permanentes Misch-Einüben.
00:00:52: Ich spüre oder glaube, der Weg geht da lang.
00:00:56: Wie dieses Einüben aussieht, das erklärt sie uns unter anderem.
00:01:04: Schwester Edith Köpig ist bei uns, Schwester der monastischen Gemeinschaft von Jerusalem in Groß-Sankt-Martin in Köln.
00:01:10: Ganz herzlich willkommen bei uns im Podcast Himmel.
00:01:13: Schön, dass Sie da sind.
00:01:14: Vielen Dank und schönen guten Tag.
00:01:16: Ich muss gestehen, ich habe gar nicht unbedingt mit einer Zusage gerechnet, weil Sie, das waren so meine Gedanken in Ihrer Gemeinschaft, so in Ihrer Struktur sind, in Gebetszeiten natürlich auch alles, was Sie ja aus voller Überzeugung da tun, dass Sie jetzt nicht für ein Interview diese Stelle verlassen würden.
00:01:35: Das entspricht absolut unserem Selbstverständnis da.
00:01:39: nicht nur in den Kontakt zu gehen, sondern zu schauen, wo docken wir an.
00:01:43: Wenn Anfragen sind, worauf können wir antworten?
00:01:45: Wir können als Gemeinschaft nicht auf alles antworten.
00:01:48: Aber zu erzählen von unserem Leben, dass was unser Leben ausmacht, ist doch eine wunderbare Gelegenheit.
00:01:53: Das heißt, es kommen viele Anfragen?
00:01:56: Immer wieder mal aus ganz unterschiedlichen Richtungen, das finde ich sehr bereichernd.
00:02:02: Das Gebet ist unser Thema in dieser Episode vom Podcast.
00:02:07: In Verbindung treten mit Gott, so würde ich das für mich jetzt definieren, wie definieren Sie Beten für sich?
00:02:16: Spontan würde ich sagen, ich würde es gar nicht definieren, ich versuche es zu leben.
00:02:20: Also in ganz kleinen Schritten und ich sage gleich dazu auch, wenn meine Lebensform das Ordensleben ist, meine Berufung ist es in Gemeinschaft ein Gebetsleben zu führen, verstehe ich mich nicht.
00:02:31: und verstehen wir Schwestern uns nicht als Expertinnen des Gebetes, wir sind Suchende.
00:02:36: Und da ja eine Definition, die finden Sie im Lexikon, die würde ich Ihnen nicht geben.
00:02:41: Aber ich kann das Thema einkreisen, diese Suchbewegung in eine Beziehung mit diesem Gott zu gehen, von dem ich glaube, dass er in Beziehung treten will mit mir, mit uns.
00:02:53: Also da geht es mir gar nicht darum, dass ich irgendwie eine große Anstrengung vollziehe oder natürlich möchte ich und muss ich meinen Teil dazu beitragen.
00:03:01: Aber das allererste ... Das hängt mit dem Gottesbild auch zusammen.
00:03:06: Gott ist ein Gott, so glaube ich, mit der Kirche, der den Menschen sucht.
00:03:12: Augustinus sagt, der Gottessehnsucht ist der Mensch.
00:03:15: Gott sehnt sich nach uns Menschen, nach einer Beziehung mit uns.
00:03:21: Das impliziert sofort, das ist ein unendlich freilassender Gott.
00:03:26: Also nicht, wie man sich das manchmal vorstellt.
00:03:29: himmlischer Strippenzier, der Freude daran hat, dass ich da irgendwelche Kniebeugen vollziehe.
00:03:34: Nein, sondern der in eine Lebens- und ja, Liebesbeziehung mit mir eintreten will.
00:03:40: Das sind große Worte, aber auf eine andere Karte hätte ich nicht mein Leben gesetzt.
00:03:45: Sie verbringen sehr viel Zeit mit ihm.
00:03:48: Sie investieren viel in diese Beziehung, viel mehr als ich das jetzt tue, die ich eben kein kontemplatives Leben führe.
00:03:56: Das würde ich gar nicht so sagen.
00:03:58: Also, ich würde auch nie weder mein Gebet noch das Gebet anderer bewerten wollen.
00:04:02: Wer kann das?
00:04:03: Gott allein kennt das Herz.
00:04:06: Ich werde bestimmt nicht oben meinem Himmel ankommen, nur weil ich meinen Ordenshabit irgendwann schön getragen habe und regelmäßig beim Gebet war.
00:04:12: Nein.
00:04:13: Jede Lebensform, ob ich verheiratet bin, in Partnerschaft bin, allein bin, Ordensfrau bin oder Priester oder sonst was, jeder Mensch ist eingeladen, in diese Beziehung zu gehen.
00:04:24: da kommt es, würde ich mal behaupten, nicht so sehr auf die Quantität an, sondern auf die Qualität.
00:04:30: Ich denke, es ist ähnlich in jeder Beziehung, auch in menschlichen Beziehungen.
00:04:34: Ich lebe jetzt nicht in der Partnerschaft.
00:04:36: Sie sind verheiratet am Familie.
00:04:39: Wenn Sie jemanden lieben, verbringen Sie Zeit mit der Person, die Sie lieben.
00:04:44: Das geht über Worte, aber oft sind das auch Gesten, stille Zeiten zusammen, man unternimmt was oder ... Man diskutiert oder wirft sich Dinge vor, also eine lebendige Beziehung mit Haut und Haar und ganz und gar und ja mit Gott, den ich zwar nicht sehe und anfassen kann, das stimmt, aber ist das schon ähnlich.
00:05:05: Also da gibt es Zeiten des Ringens mit Gott, der Freude, der Stille, der Klage, alles hat da drin Platz, wirklich alles.
00:05:16: Wenn ich bete, dann Rede ich in Gedanken, ich tue das nicht laut, aber ich rede mit Gott.
00:05:23: Bei dem, was Sie jetzt gerade gesagt haben, habe ich sofort gedacht, es geht natürlich auch sehr viel ums Zuhören.
00:05:30: Ja, da sagen mir natürlich manchmal Menschen ja, schön und gut, ich höre aber nix im Gebet.
00:05:36: Und dann sage ich dazu, mit meinen Ohren höre ich auch nichts.
00:05:39: Also keine Angst, ich habe hier keine Erscheinung auf dem Gebetstipp.
00:05:43: Kommt vielleicht noch, habe ich nicht gehabt, brauche ich auch nicht.
00:05:48: Der Glaube und das Gebet ist was anderes, viel tiefer.
00:05:50: Und noch mal, wenn Sie schon einen Menschen lieben, denke ich, gibt es ja auch Zeiten, wo Sie Dinge gar nicht mehr ins Wort bringen können oder wollen oder vielleicht auch gar nicht Worte hören, aber doch spüren, wie es der anderen Person geht, die Sie lieben, was sie auf dem Herzen hat.
00:06:08: Also, Gebet sind nicht unbedingt Worte.
00:06:11: Können es sein?
00:06:12: Sind das auch in meiner Tagesstruktur durch das Stundengebet?
00:06:15: Das Stundengebet der Kirche, das Gebet der Psalmen, das sind uralte Texte der Kirche aus dem Judentum natürlich, was wir hier in der Kirche übernommen haben.
00:06:25: Da gibt es auch für jede Lebenslage einen Psalm, mindestens einen für die Klage, für das Traurigsein, das Frohsein, das Danken.
00:06:36: Aber es gibt eben auch Momente im persönlichen Gebet, wo keine Worte mehr kommen oder wo es vielleicht ein Weinen ist, kommt vor.
00:06:44: dass ich weine im Gebet, aber tut das nicht im luftleeren Raum oder in einer Blase, sondern vor einem Gott, der nicht sehe, aber von dem ich glaube, dass er mich hält und liebt.
00:06:57: Gesänge sind wichtig bei Ihnen auch, Klänge?
00:07:00: Ja.
00:07:02: Jetzt könnte ich natürlich auch Augustinus zitieren, wer singt bete doppelt, weiß ich nicht, aber ist es ... Der Gesang erhebt die Seele.
00:07:12: Das stimmt, wir singen mehr Stimmig auch in einem wunderbaren Kirchenraum.
00:07:16: Großank Martin ist eine alte Kirche hier in Köln.
00:07:20: Das hilft, die Seele zu erheben, das Gebet zu weiten mit den Menschen, die zu uns kommen.
00:07:25: Wir bieten ja nicht nur für uns.
00:07:28: Es geht auch nicht darum, irgendwie ästhetisch da was abzuleisten oder ein Konzert gar dazu bieten.
00:07:35: Nein, aber dieser Gott, der so wunderbar menschenfreundlich ist, er verdient den Low-Preis.
00:07:44: Wir leben, glaube ich, in einer Zeit, wo vieles verzweckt ist und man was beweisen muss und leisten muss.
00:07:50: Und dieser Gott, an den wir mit der ganzen Kirche glauben, ist ein Gott, der unendlich liebend ist, bedingungslos.
00:07:57: Da muss ich nicht zeigen, wie toll ich bin.
00:08:00: Also dieser Lobpreis ist wichtig, auch in einer Zeit, wo vieles uns so nach unten zieht, auch belastend ist.
00:08:08: Also dafür eine Lehrstelle frei zu halten, wo dieses Gotteslob Platz haben darf.
00:08:13: Was nicht heißt, dass wir das Leiterwelt ausblenden.
00:08:16: Wir sagen immer im Gebet, erheben wir beide Hände.
00:08:19: Wir beten noch viel mit dem Körper, mit dem Leib.
00:08:21: Wir erheben die beiden Hände des Lobpreises und der Fürbitte.
00:08:27: Nur mal ein Beispiel zu sagen, wir sind mit der ganzen Welt erleichtert über die Freilassung der Geiseln in Gaza, Israel.
00:08:35: Aber wir können ja nicht vergessen, dass die Menschen auf beiden Seiten traumatisiert sind weiterhin.
00:08:41: ihre ganze Existenz verloren haben, viele Familienmitglieder und Freunde, ihre Ja und Gut verloren haben und so weiter.
00:08:49: Also das hat Platz in diesem Gebet, auch in dem gesungenen Gebet, was manchmal auch, wie gesagt, klar Gipsalmen sein können.
00:08:57: Aber immer vor Gott.
00:08:58: Und nicht in einer Depression, die sagt, die Welt ist schlecht, die Welt ist nicht einfach schlecht.
00:09:03: Gott ist gegenwärtig in dieser Welt.
00:09:06: Und er ist ihm jetzt.
00:09:08: Gestern war gestern, morgen ist morgen, aber Gott ist jetzt da und erwartet uns.
00:09:14: Und will mit uns, wie Alfred Delpmer gesagt hat, er will hier jetzt mit uns Begegnung feiern.
00:09:20: Können Sie das an jedem Tag?
00:09:22: Fällt Ihnen das jeden Tag gleich leicht?
00:09:26: Ehrlich gesagt, ich kann das überhaupt nicht.
00:09:28: Ich kann das auch und jeden Tag schon mal lange nicht.
00:09:32: Für mich ist das kein Können, sondern ein permanentes Misch einüben.
00:09:39: Ich glaube, der Weg geht da lang.
00:09:41: Warum?
00:09:42: Weil Jesus uns in der Schrift dazu einlädt.
00:09:46: Die Tradition der Kirche, die großen Beta und Heiligen führen uns auf diesen Weg.
00:09:52: Aber ich muss das nicht können.
00:09:54: Das kann ich auch nicht.
00:09:57: Es kann manchmal sein, dass im Ablauf ein Lobzahlen auf der Tagesordnung steht.
00:10:01: Das ist der Ablauf.
00:10:03: Und mir ist innerlich gar nicht danach.
00:10:05: Also da, ich bin vielleicht traurig oder etwas belastet mich.
00:10:10: Und dann schweige ich trotzdem nicht, wenn wir diesen Psalm singen, weil ich das auch stellvertretend machen möchte, für die Menschen, die keine Hoffnung haben und ich möchte dadurch die Hoffnung für alle zum Ausdruck bringen und mich prägen lassen.
00:10:23: Also nochmal, ich kann das nicht und jeden Tag schon mal lange nicht, aber ich möchte mich darauf einlassen, weil ich weiß nochmal dieser Gott, der mich und uns so annimmt, wie wir sind.
00:10:37: trägt mich durch diese Zeit und möchte ins Gespräch kommen mit mir.
00:10:43: Ich habe so total den Eindruck, es braucht Übungen, auch um Platz zu machen für Gott, eine Struktur dafür zu schaffen, äußerlich und auch innerlich.
00:10:53: Ich habe ein Artikel von Ihnen gelesen, Sie haben über das Armutsgelübte geschrieben, das Sie abgelegt haben.
00:10:59: Dieses Armutsgelübte hat verschiedene Stufen, die mich wirklich beeindruckt haben, als ich darüber gelesen habe.
00:11:04: Und ich habe das Gefühl, das passt eigentlich zu... diese Einübung.
00:11:08: Also, wenn man diesen einzelnen Schritten folgt, kann das vielleicht eine Möglichkeit sein, zu verstehen, was Beten eigentlich ist, also, um da näher ranzukommen.
00:11:18: Ich würde gerne diese einzelnen Schritte mit Ihnen durchsprechen.
00:11:21: Der erste Schritt, über den Sie da schreiben, ist die Demut erkennen und dankbar annehmen, dass wir reich beschenkt sind.
00:11:30: Sie schreiben da, wir müssen ja ganz reich sein, wenn wir freiwillig entscheiden können, Arm sein zu wollen.
00:11:38: Was ist dieser Reichtum?
00:11:42: Der Reichtum liegt auf ganz verschiedenen Ebenen.
00:11:47: Ich kann da natürlich erst mal nur für mich sprechen.
00:11:50: Also Reichtum ist schon rein biografisch.
00:11:54: Jetzt in meinem Fall, ich komme aus einer Familie, wo ich mich immer getragen gefühlt habe.
00:11:58: Ich weiß, andere Biografien verlaufen anders.
00:12:01: Aber bei mir war es so und dafür dankbar zu sein, dass ich durch meine ... Meine Geschwister, meine Eltern, meine Freunde getragen wurden selbst auf diesem Weg des Ordenslebens, den ich heute gehe, dass ich da nicht allein war.
00:12:16: Das ist zum Beispiel ein Grund.
00:12:18: Materiell, ich lebe in einem immer noch sehr reichen Land.
00:12:22: Ich weiß, dass viele durch das Netz fallen, aber ich weiß, dass ich auch da in gewisser Weise privilegiert war und es vielleicht auch immer noch bin.
00:12:29: Ich kenne keinen Hunger, keinen materiellen Hunger.
00:12:35: Ich würde auch den Glauben als Reichtum dazunehmen.
00:12:39: Ich habe der Sinn meines Lebens, selbst wenn ich immer noch eine Suchende bin, die Sinnfrage ist bei mir durch die Botschaft Jesu Christi, findet ihr eine Antwort.
00:12:55: Im Glauben weiß ich, woher ich komme und wohin ich gehe.
00:12:58: Und ich weiß, dass viele Menschen diesen Glauben nicht teilen können, wollen, nicht darum wissen wie auch immer.
00:13:04: Und das ist ein Reichtum, das gibt mir Halt im Leben.
00:13:09: Das sind alles Dimensionen, die nicht selbstverständlich sind.
00:13:11: Dafür möchte ich dankbar sein.
00:13:14: Und nicht irgendwie so einem ... einem heren Ideal hinterherlaufen.
00:13:18: Jetzt muss ich irgendwie alles loslassen und den Armut leben.
00:13:22: Das Armutsgelübde der Sinn, wie Sie sagen, es gibt mehrere Stufen.
00:13:27: Aber die allererste Stufe ist diese Dankbarkeit.
00:13:30: Also zu wissen, ich kann auch auf Dinge verzichten, weil mein Leben einen Halt hat.
00:13:37: Die zweite Stufe, die Sie beschreiben, ist die Aufgabe materieller Reichtümer.
00:13:41: Und die beschreiben Sie als die leichteste.
00:13:45: Der leichteste Schritt.
00:13:47: Ja, vielleicht würde ich es heute ein bisschen weniger idealistisch formulieren.
00:13:52: Im Grunde, ich denke es aber immer noch, natürlich mit dem Eintritt in eine Ordensgemeinschaft verzichtet man oder Frau auf bestimmte materielle Dinge.
00:14:03: Ich kann nicht frei über Geld verfügen.
00:14:06: Wir bekommen Taschengeld für bestimmte Dinge.
00:14:08: Das ist in Absprache.
00:14:09: Ich kann mir durchaus ein Kaffee in der Stadt kaufen oder was.
00:14:13: Aber ich kann nicht frei über materielle Dinge verfügen.
00:14:16: Und zwar nicht, weil man mir das verbietet, sondern weil ich in dieser Lebensform anderes leben möchte.
00:14:22: Ich möchte das im Gespräch mit meinen Mitschwestern machen.
00:14:24: Ich möchte nicht einfach frei über meine Dinge verfügen.
00:14:29: Ehrlich gesagt, das fällt mir nicht schwer, weil ich auch in der Tat erst mal rundum ... versorgt bin und zu essen habe.
00:14:38: Ich verliere nicht aus dem Blick, dass in dieser gleichen Stadt Köln und manchmal bei uns vor der Haustür Menschen sind, die so eine Entscheidung gar nicht treffen könnten, weil sie das nötigste zum Leben gar nicht haben.
00:14:50: Aber das ist eine Dimension.
00:14:52: Es ist schon ein Reichtum, sich frei dafür entscheiden zu können, zu sagen, okay, ich habe das, aber ich möchte nicht darüber verfügen.
00:15:00: Sie verzichten auf ihr Gehalt.
00:15:02: Ich habe gesehen, Sie Schwestern arbeiten.
00:15:06: Halbtags,
00:15:08: eine Ischemikerin,
00:15:09: zum Beispiel,
00:15:10: eine Lehrerin.
00:15:11: Und dieses Geld fließt in einen gemeinsamen Topf, von dem sie ihren Unterhalt bestreiten, ihre Miete bezahlen.
00:15:18: oder wie genau funktioniert
00:15:20: das?
00:15:21: Das ist, glaube ich, etwas, was uns auch mit vielen anderen Ordensgemeinschaften gemeinsam ist.
00:15:27: Unsere spezifische Eigenart ist vielleicht, dass wir oder die meisten von uns zur Arbeit in die Stadt gehen, also zum Teil in zivilen Berufen arbeiten.
00:15:36: Wir haben mal so keine ordensinternen Werkstätten zum Beispiel.
00:15:41: Eine Mitschwester ist Biochemikerin, ein Labor, eine andere ist Lehrerin in der Schule, eine Dritte ist Klinik-Clownin zum Beispiel.
00:15:49: Und diese Gehälter, die sie bekommen, fließen in einen gemeinsamen Topf.
00:15:53: Das ist unsere gemeinsame Lebensform, eben, dass wir uns gegenseitig unterstützen.
00:15:59: Also auch Schwestern.
00:16:01: Ich zum Beispiel bin zurzeit im Haus, ich bin noch auf Arbeitssuche.
00:16:05: Ich habe also keinen Gehalt von außen und werde netterweise mit ernährt und trage im Haus natürlich dazu bei, dass unser Leben funktionieren kann.
00:16:17: Aber keine Schwester verfügt frei über ihr Gehalt und wenn irgendwelche Ausgaben anstehen, größere Ausgaben, dann gehen wir rüber ins Gespräch.
00:16:27: Warum ist es hilfreich, allen Besitz loszulassen?
00:16:33: Es ist dann hilfreich, wenn es mich freier macht für anderes.
00:16:38: Also einmal auch innerlich nicht, am materiellen zu kleben.
00:16:42: Noch mal, wir leben in einer Gesellschaft, wo das Materielle oder auch der Konsum sehr, sehr großen Stellenwert hat bei vielen.
00:16:52: Ich glaube nicht, dass das uns wirklich reich macht, auch wenn es natürlich nicht darum geht, im Elend zu leben.
00:17:01: daraus den Sinn des eigenen Lebens zu machen, ist sehr, sehr problematisch.
00:17:05: Was passiert, wenn man es eben nicht mehr hat, sich nicht davon abhängig zu machen.
00:17:09: Und es macht frei für andere Dimensionen des Lebens.
00:17:12: Und auch ich spüre dadurch, ich bedarf der anderen, ich bin auch abhängig von den anderen.
00:17:17: Ich genüge nicht mehr selber.
00:17:19: Und im letzten brauche ich Gott, der mich trägt, mich hält, mich begleitet.
00:17:26: Aber auch schon im Zwischenmenschlichen andere Menschen.
00:17:28: Ich lebe nicht in einer Blase, wo ich nur mir selber genüge.
00:17:31: Das ist herausfordernd, aber es ist auch bereichernd.
00:17:35: Andere Menschen sprechen sie sehr oft an, also es ist ihnen auch ganz wichtig, das, was sie tun, das Leben, was sie in der Stadt führen, sie gucken schon auch, was außerhalb dieser Kirche ist.
00:17:48: Da sind wir nämlich bei Punkt drei, solidarische Armut.
00:17:52: Ja, das hoffe ich.
00:17:55: Wir sind nicht hier in unserem Kloster, um in einer Blase zu leben.
00:18:00: Wir verstehen uns als Mönche, also Schwestern, in der Stadt.
00:18:05: Es ist eigentlich immer so ein Spagat zwischen drinnen und draußen.
00:18:08: Wir verstehen uns als kontemplativ.
00:18:10: Das Gebet, die Liturgie steht im Vordergrund, hat einen wichtigen Raum in unserem Leben, aber immer in Kontakt mit dieser Lebenswirklichkeit der Stadt.
00:18:23: Wir sind ja Teil davon.
00:18:24: Wir sind ja nicht außerhalb.
00:18:26: Darum auch das Gehen in die Stadt zur Arbeit.
00:18:29: Wir nehmen öffentliche Verkehrsmittel.
00:18:31: Wir sind ansprechbar.
00:18:34: Wir leben keine päpstliche Klausur, wie es im Kirchenrecht heißt.
00:18:36: Wir haben eine Form von Klausur.
00:18:39: Unsere Zellen zum Beispiel, unsere Klosterzellen.
00:18:42: Aber wir glauben, dass wir Gott begegnen durch die Menschen auch.
00:18:47: Natürlich im persönlichen Gebet, im gemeinschaftlichen Gebet, aber immer auch ... im Kontakt mit Arbeitskollegen, mit den Menschen, die kommen, denen wir auf der Straße begegnen, die uns ansprechen.
00:19:00: Wenn ich hier in Köln über die Domplatte gehe und dann sagt mir jemanden, wenn Schwester, beten Sie mal für mich, weil ... oder die mich irgendwie nur anhauen, das gibt's noch, oder Karneval ist doch schon vorbei, oder ist egal.
00:19:14: Oder Muslima, die unseren Schleier interessant finden, ja, wunderbar, wenn es Kontakte gibt, Gespräche gibt.
00:19:21: Auch da genügen wir uns nicht selber.
00:19:23: Wir sind nicht da, um Gott in die Stadt hineinzubringen.
00:19:25: Der ist ja schon da.
00:19:28: Er lebt in jedem Menschen und wir möchten lernen, diesen Blick dafür zu schärfen, für seine Gegenwart und uns anfragen zu lassen, auch durch die Stadt.
00:19:38: Bieten Sie Exerzitien an?
00:19:39: Kann man zu ihnen kommen?
00:19:42: Hängt jetzt ein bisschen davon ab, was Sie darunter verstehen.
00:19:44: Es gibt Exerzitien so im klassischen Sinn.
00:19:46: Man zieht sich zurück in ein Exerzitienhaus, hat eine Woche oder länger Begleitete Exerzitien in, also was die Jesuiten vor allen Dingen machen, das machen wir in der Form nicht.
00:19:57: Schon rein zeitlich, wie gesagt, wir stehen auch in Arbeitsverhältnissen.
00:20:01: Wir haben einen kleinen Gästebereich, wo Gespräche durchaus möglich sind, also geistliche Begleitung, das ja.
00:20:08: Jetzt diese reine Exerzitienform so eher nicht, auch deshalb, weil wir ein Stadtkloster sind und ja.
00:20:16: diese zum Beispiel vierzigtägige Exerzitien, da ist es günstiger, wenn man wirklich auch ein ruhiges Umfeld hat.
00:20:22: Vielleicht auf dem Land, das können wir nicht bieten.
00:20:24: Das ist bei uns alles viel kleiner.
00:20:26: Aber die Tür ist offen, um jederzeit an Liturgie teilnehmen zu können?
00:20:30: Auf jeden Fall.
00:20:32: Da müssen Sie nicht an der Klosterpforte klingeln und fragen, Entschuldigung, darf ich denn mal kommen?
00:20:38: Sie dürfen kommen, Sie dürfen übrigens auch wieder gehen.
00:20:42: Das ist manchmal ein Komm und Gehen.
00:20:44: Manchmal werden wir gefragt, stört euch das nicht, dass die Tür auf und zugeht.
00:20:49: So ist das in der Stadt und so ist das in einer Oase, in der Wüste, ein Bild, was uns wichtig ist.
00:20:57: Nicht, dass wir eine Oase schaffen, aber mit den Menschen bilden wir einen Raum, wo man auftanken kann.
00:21:03: Aber man darf auch weiterziehen.
00:21:05: Weil dieser Gott, den wir loben und preisen, zu dem wir beten, ist ein freilassender Gott.
00:21:09: Und so möchten wir auch sein.
00:21:11: Sie können Gespräche haben, sie müssen es aber nicht.
00:21:14: Sie müssen auch nicht vorweisen, warum sie da sind und erklären, oder wie katholisch sie sind.
00:21:19: Sie sind willkommen.
00:21:20: Weil Gott uns willkommen heißt.
00:21:23: Kommen viele Menschen.
00:21:26: Das hängt vom Tag ab, von den manchmal mittags mehr als abends.
00:21:30: Es gibt Gebetzeiten, wo sehr wenig da sind.
00:21:33: Wir versuchen, uns abzugewöhnen, auf Zahlen zu schielen.
00:21:36: Wir wissen, dass das eine Frage ist.
00:21:38: Wir spülen auch, wie alle anderen Kirchen gemeinden auch, es gibt ein Vor-Corona und ein Nach-Corona.
00:21:43: Es kommen aber auch andere Menschen.
00:21:46: Es gibt manchmal Durchlaufverkehr.
00:21:49: Es ist, wie es ist.
00:21:50: Aber wir möchten vor allen Dingen signalisieren, wer kommt, ist willkommen und die Türen sind auf.
00:21:58: Der schwerste Schritt, zumindest in Ihrem Artikel beschreiben Sie ihn so, ist die Armut deines Herzens.
00:22:04: Eine Herzensarmut.
00:22:05: Es geht um das Loslassen anderer Menschen.
00:22:12: Diese Lebensform, das Ordensleben, wie auch zum Beispiel der Zulieber der Priester, impliziert, dass ich nicht in einer exklusiven Beziehung lebe.
00:22:22: Ich lebe nicht in einer Partnerschaft.
00:22:24: Wenn ich abends in meine Klosterzelle gehe, wartet kein Partner auf mich.
00:22:30: Und zwar nicht, sage ich mal, weil ich keinen mitgekriegt habe, sondern, weil ich das auch gewählt habe, als Antwort auf einen Ruf Gottes.
00:22:38: Ich habe gute Freunde, nach wie vor verstehe mich meiner Familie.
00:22:42: Also gibt Menschen, die mir wichtig sind außerhalb des Klosterz, wo ich auch Kontakte pflege, auch Freundschaften pflege.
00:22:49: Da achten wir übrigens in der Gemeinschaft auch drauf, dass es wichtig ist.
00:22:54: Aber diese Lebensform impliziert, dass ich, wie gesagt, nicht in einer Partnerschaft lebe.
00:22:59: Und es gibt Momente, wo das nicht so einfach ist.
00:23:02: Ich bin nicht einzig für einen Menschen.
00:23:07: Das sage ich jetzt nicht frustriert oder depressiv.
00:23:10: Es gibt Tage, wo das keine Frage ist.
00:23:13: Es gab Momente in meinem Leben, wo das schwieriger war.
00:23:16: Sicherlich, als ich auch jünger war, wo ... wo Freundinnen auf einmal eine Familie gegründet haben, Kinder haben.
00:23:22: Ja, das ist gerade so als Frau.
00:23:24: Ich bin in einer Lebensphase, wo sich diese Frage auch nicht mehr stellt, selbst wenn ich es wollte.
00:23:30: Ich glaube, ich integriere das in mein Leben.
00:23:33: Ich hoffe das.
00:23:34: Ich fühle mich auch nicht frustriert.
00:23:36: Ich bin froh über diese Lebenswahl, aber es gibt Momente, wo das nicht immer einfach war.
00:23:41: So
00:23:41: wie es auch in einer Partnerschaft und in einer Familie diese Momente gibt.
00:23:45: Ja, so stelle ich mir das vor.
00:23:46: Wo man sich nicht ganz sicher ist, ob man vielleicht ... auch eine andere Lebensform hätte wählen können.
00:23:52: Oder Form der Einsamkeit.
00:23:54: Auch das.
00:23:56: Aber geht es darum, weil Sie von Loslassübungen schreiben, geht es darum, Gott wirklich an oberste Stelle zu stellen und auch die eigenen Eltern, auch die eigenen Geschwister loszulassen und sie weiter unten anzusiedeln?
00:24:13: wenn man es jetzt hierarchisch aufstellen möchte.
00:24:15: Ich würde es nicht hierarchisch aufstellen.
00:24:17: Gott ist nicht oben und die Menschen sind unten.
00:24:18: Das wäre so ein Dualismus.
00:24:21: Diese Tendenzen gab es in der Kirche, aber sie sind gefährlich.
00:24:24: Und ich finde brandgefährlich.
00:24:27: Unser Gott, an dem wir glauben, ist ein Gott, der Mensch geworden ist, der die Menschheit liebt, nicht das Mensch sein, sondern die Menschheit und jeden einzelnen Menschen, also ganz nahe ist.
00:24:38: Ich hätte Schwierigkeiten mit einem Gott, der sagt, also ich jetzt hier andere sagen America First, dieser Gott an erster Stelle und alles andere hat weniger Wert.
00:24:48: Nur Gott ist Gott, das stimmt.
00:24:50: Aber ich glaube, er ist in jedem Menschen gegenwärtig und möchte unsere Beziehung prägen auch.
00:24:58: Ganz konkret auf ihre Frage hin natürlich.
00:25:00: Ich habe lange in Frankreich gelebt, meine Eltern in Deutschland.
00:25:04: Geografisch war das eine Distanz, wo ich auch was loslassen musste oder wollte.
00:25:10: Das war einfach gehört er dazu.
00:25:12: Das heißt, wir mussten diese Beziehung, das Verhältnis neu gestalten, uns neu darauf einlassen.
00:25:17: Aber auf bestimmte Dinge habe ich verzichtet in dem Rahmen.
00:25:23: Aber andere Dinge auch dazu gewonnen, jetzt in meinem persönlichen Fall, mein Verhältnis zu meinen Eltern hat sich sehr vertief dadurch auch.
00:25:30: Dass wir uns nicht einfach jede Woche gesehen haben.
00:25:35: Übrigens, wenn sie feieratet sind im Auslandleben, bringt das auch Verzichte mit sich.
00:25:40: Aber wie gestalt ich die?
00:25:43: Sicherlich nicht.
00:25:44: Und wie ich es eingangs sagte, das hängt auch mit dem Gottesbild zusammen.
00:25:47: Sicherlich nicht, um irgendjemanden oder etwas zu verachten.
00:25:52: Und auch menschliche Beziehung zu verachten.
00:25:55: Das wäre konträr zu unserem Glauben.
00:25:58: Was ist die letzte Stufe?
00:26:00: Ja, das ist ein hohes Wort, geistliche Armut.
00:26:04: Ehrlich gesagt, ich weiß nicht, was das ist.
00:26:06: Oder ich ahn es vielleicht erst.
00:26:10: Könnte natürlich jetzt die großen Mystiker und Heiligen zitieren.
00:26:13: Zuletzt Mutter Teresa, noch ist vielleicht die bekannteste, die so die dunkle Nacht des Glaubens durchlebt hat.
00:26:18: Das heißt jemand, der ihr Leben lang geprägt war von ihrer Gottesbeziehung, ihrem Gebet, dem vielen Guten, was sie auch gemacht hat, das Leben nach dem Evangelium und dann, wie man es nach ihrem Tod erfahren hat aus ihren Tagebucheintragungen oder Briefen, dass sie innerlich eine dunkle Nacht durchlebt hat.
00:26:37: Johannes vom Kreuz, Therésia von Lisieux gibt viele Beispiele.
00:26:43: Ich glaube, das ist das, was man geistliche Armut nennt.
00:26:46: Da kann ich mich so nicht einreihen.
00:26:49: In dieser Top-Liga spiele ich nicht.
00:26:53: Aber ich ahne, was damit gemeint sein kann.
00:26:55: Es gibt Momente im Leben, wo, denk an Zeiten der Trauer, wenn sie Menschen verloren haben, die ihnen sehr lieb sind, wo sie auch keine spontane ... Frauen antwort darauf finden, auch nicht finden müssen.
00:27:11: Wo sie nur schweigen können vor diesem Gott und ihm das hinhalten können.
00:27:18: Wo ihnen kein Gebet schnell über die Lippen geht, keine schnellen Antworten.
00:27:23: Oder wenn sie das Leid anderer Menschen sehen.
00:27:27: Jeden Abend, wenn wir Eucharistie feiern, bringen die Gläubigen die Patina, also die Schale mit dem Brot nach vorne.
00:27:34: Dann lege ich so innerlich so dieses ganze Leid.
00:27:36: auf die Patine mit.
00:27:37: Das heißt, ich bringe es dem Herrn hin und halte es sie mir und sage, guck dir das an.
00:27:41: Mehr kann ich nicht.
00:27:43: Vielleicht geht das so in die Richtung.
00:27:45: Was würden Sie sagen, wo Sie heute stehen, was das Thema Gebet angeht?
00:27:51: Das ist ja auch was Dynamisches, etwas, was sich im Leben verändert.
00:27:57: Ich bin Anfängerin.
00:27:59: Ich fange jeden Morgen neu an.
00:28:02: Ich glaube schon, so mit zunehmendem Alter, dass ich spüre, ist vereinfacht sich.
00:28:09: Also immer weniger Wort, ich habe immer weniger Wort.
00:28:12: Das ist manchmal wie so ein innerliches Schauen oder Gott hinhalten.
00:28:17: Ich halte mich hin, nicht nur mich, sondern meine, natürlich meine Gemeinschaft, die Menschen, die mir lieb sind, aber auch die Not der Welt.
00:28:26: Stimmt ja, die Welt ist in Flammen und ich habe da keine Antwort drauf, aber ich möchte, dass diesem Gott immer wieder hinhalten.
00:28:34: Ist das Ihre Lebensaufgabe?
00:28:37: Ja, sicherlich.
00:28:38: Auch.
00:28:40: Und
00:28:40: alles andere, der Herr hat unendlich viele Ideen, die er mir noch zeigen wird.
00:28:44: Also noch mal nicht abgeroben.
00:28:46: oder meine Spiritualität, unsere Spiritualität ist keine menschenfreie Zone.
00:28:54: Diese Welt, die Gott so unendlich geliebt hat und liebt, dass er Mensch geworden ist, die hat Platz da drin in dem Gebet.
00:29:02: Und dann ist es letztlich egal, ob ich da in Groß-Sankt Martin auf dem Gebetsteppich sitze.
00:29:07: ob da fünf Leute mit uns beten oder fünfzig oder noch mehr, ob ich hier über die Domplatte gehe und Menschen sehe.
00:29:16: Ich möchte diesen Blick auf die Menschheit in mir tragen und dieses Gebet auch.
00:29:23: Es gibt nicht eine Gebetzeit und dann gehe ich raus und dann kommt was anderes.
00:29:26: Das ganze Leben soll davon durchdrogen sein, das wünsche ich mir.
00:29:31: Und eben auch meine Kontakte mit den Menschen.
00:29:34: Was nicht heißt, dass ich Gott immer sofort ins Wort bringe, aber ... Möchte so leben, dass die Menschen irgendwann fragen, warum machst du das denn?
00:29:42: Was ist denn anders bei dir?
00:29:45: Warum bist du so unterwegs?
00:29:47: Und dann geht's nicht um mich, sondern um diesen Gott, der so menschenfreundlich ist und erlösend.
00:29:54: Es bedeutet aber natürlich, dass Sie einen deutlichen Ruf gehört haben, sonst hätten Sie dieses Leben für sich nicht gewählt.
00:30:02: Also ich hab keine WhatsApp gekriegt, das stimmt.
00:30:05: Auch keine E-Mail.
00:30:08: Aber ... Ja, gehört ja natürlich nicht in meinen Ohren, sondern in meiner Suchbewegung, kann ich sagen, in meinem Herzen.
00:30:19: Wenn Sie mich fragen, was heißt das?
00:30:21: Auch da kann ich mir schon ungefähr vorstellen, wenn Sie sagen, in meinem Herzen.
00:30:25: Auch da, wenn Sie jemanden lieben, kann ich Sie natürlich fragen, woher wissen Sie denn, dass Sie den lieben?
00:30:32: Dann können Sie sagen, die Frage habe ich meiner eigenen leiblichen Schwester gestellt, als sie in der Familie ankündigte, dass sie meinen Schwager heiratet.
00:30:41: habe ich sie gefragt, ja, erklär mir doch mal, woher weißt du denn, dass er das ist?
00:30:46: Der Mann deines Lebens.
00:30:48: Dann habe ich gesagt, du wirst mir doch nicht sagen, er hat so schöne blaue Augen.
00:30:51: Ist es nett?
00:30:52: Woher weißt du, dass du ihn so liebst?
00:30:56: Und dann sagte sie, ja, der schöne blaue Augen, der ist nett, aber ich kann es hier nicht erklären, aber ich weiß es, innerlich diese Gewissheit.
00:31:04: Und so ist das ähnlich.
00:31:04: Es gibt Zeichen, ich habe das natürlich auch geprüft, diese Berufung.
00:31:09: Ich hab Exerzitzien gemacht, ich hab mich begleiten lassen, ich hab viel nachgedacht, ich hab auch mit Freunden gesprochen.
00:31:16: Aber irgendwann stehen sie von der Lebensentscheidung, die nur sie alleine treffen und setzen den Fuß aufs Wasser und passen, trägt.
00:31:27: Alles, was sie erzählt haben, gibt mir jetzt das Gefühl, dass es eben diese Hierarchien nicht gibt, dass sie nicht besser beten als ich bete, obwohl sie wirklich ihr Leben danach ausrichten.
00:31:39: Das finde ich sehr schön zu hören, weil ich habe Schwierigkeiten, das in mein Leben einzubauen oft.
00:31:47: Sie beten natürlich in einem Umfeld Groß-Sankt Martin, wer die Kirche kennt, die ist sehr kark, da ist nicht viel.
00:31:55: So wie sie mir hier gegenüber sitzen, sie haben so ein ganz schlichtes Baumwolltuch über den Kopf gebunden.
00:32:02: Wir sehen unterschiedlich aus.
00:32:06: Man muss ja schon das Setting schaffen.
00:32:09: Das Setting dafür schaffen, die Umgebung dafür schaffen, um in auch diese Stille zu kommen.
00:32:15: Oder?
00:32:16: Ja und nein.
00:32:18: Wie in jeder Beziehung brauchen Sie Momente der Intimität?
00:32:23: Eine Freundschaft muss man pflegen.
00:32:25: Wenn Sie jemanden lieben, werden Sie der anderen Person nicht sagen, ich liebe dich, aber ich habe dir das schon vor drei Wochen gesagt, das muss dir reichen.
00:32:31: Nein, Sie brauchen Momente der Intimität, wo Sie in Worten, in Gesten diese Liebe zum Ausdruck bringen.
00:32:39: Und im Gebet ist das ähnlich.
00:32:41: Es wäre eine Illusion zu meinen, es stimmt natürlich, ich kann überall beten, aber diese Freundschaft muss ich auch pflegen.
00:32:47: Wenn sie nur außen orientiert sind, dann verlieren sie diese innere Ausrichtung auch.
00:32:53: Also diese Ort und Zeiten braucht es.
00:32:57: Und nochmal dazu muss man nicht ins Kloster gehen.
00:33:00: Ich glaube, Gott traut uns da eine Menge zu selber, erfindungsreich, kreativ zu werden.
00:33:05: Was sind Momente, wenn Sie früher auf Steherin sind?
00:33:08: Ist vielleicht die Zeit zwischen Aufstehen und Szene putzen?
00:33:11: Im Moment, wo Sie innerlich Ihr Herz zu Gott erheben, den Tag Gott anvertrauen.
00:33:19: Wenn Ihnen in der Stadt auf einmal eine Kirche über den Weg läuft, dass Sie sagen, okay, setze ich mich mal fünf Minuten rein, es war ganz leer, passiert nichts, kein Gottesdienst, aber ich setze mich hin, nehm mir die Zeit.
00:33:29: oder ob das die Anbetung ist oder ob sie sagen, ich stehe hier am Bahnhof, warte auf den Zug und ich gucke mir jetzt nicht die Werbeplakate an, sondern ich schaue mir die Menschen an und segne die innerlich.
00:33:40: Ich mache das sehr gerne.
00:33:42: Ohne was zu sagen, aber Kinder kriegen immer ein Segen, aber auch die anderen.
00:33:46: Gucken Sie, was zu Ihnen passt.
00:33:49: Es gibt nicht die eine Art zu beten.
00:33:52: Also solche Momente zu pflegen, wirklich sich auch mal rauszuziehen oder in die Natur zu gehen.
00:34:00: Aber ich glaube, es geht noch mehr darum, dass das nicht zu trennen.
00:34:03: Also zu sagen, okay, Sonntags ist der Gebetstag und die anderen Tage in der Woche mache ich was ganz anderes, sondern Gott ist immer im Jetzt.
00:34:11: Wenn ich jetzt hier sitze, gleich runtergehe, in die Stadt gehe, an jeder Straßenecke wartet er auf mich.
00:34:19: Und dafür einen Blick zu bekommen, ähm, ja, das ändert meinen Blick auf die Menschen auch.
00:34:29: Reden Sie in Ihrer Gemeinschaft mit Ihren Mitschwestern darüber?
00:34:34: Immer wieder Momente des Austrausches auch geistlich, natürlich.
00:34:39: Wir teilen, was uns bewegt, Freude macht, Fragen stellt, was uns belastet, vielleicht auch klar.
00:34:47: Das ist ja auch das Bereichende.
00:34:48: Es geht ja nicht nur um meine schöne Seele und der liebe Gott.
00:34:53: Wir sind gemeinschaftlich unterwegs, einmal in der Kirche natürlich.
00:34:58: Und der Blick der anderen auf Gott oder die Fragen der anderen, die Erfahrungen bereichern mich und fragen mich an auch oder korrigieren mich auch.
00:35:09: Gibt es
00:35:11: Menschen, die
00:35:12: fragen,
00:35:14: aber wem nützt das am Ende?
00:35:17: Ja klar.
00:35:19: Was antworten sie?
00:35:23: Also einmal die Frage kommt oft in dieser Form rüber, wenn wir eben da dreimal am Tag die Liturgie feiern, zum Gebet zusammenkommen.
00:35:33: Die Frage wird manchmal so formuliert, ja um was macht ihr sonst noch?
00:35:36: oder zu was seid ihr Nütze?
00:35:37: Dann sage ich erstmal zu nichts.
00:35:39: Stimmt natürlich nicht.
00:35:41: Also wir arbeiten.
00:35:45: Aber so eine kleine Erfolgsbilanz will man dann hören.
00:35:49: Ja, was Vorzeigbares, was Messbares.
00:35:53: Und es stimmt natürlich, wenn wir Gottesdienst gefeiert haben, fallen uns die Leute hinterher nicht um den Hals und sagen, sie haben für mich gebetet, mein Leben hat sich verändert.
00:36:04: Das kann mal vorkommen, ist aber eher selten.
00:36:07: Das ist ein Leben, was erst mal gratis ist.
00:36:10: Ich würde sagen, Unnütz im Sinne von ... Das springt jetzt nicht unbedingt sofort was Sichtbares raus.
00:36:18: Ich glaube trotzdem, und damit meine ich die ganze Kirche überall auf der Welt, auch Menschen anderer Religion, die Welt steht noch und läuft noch, weil Menschen beten.
00:36:31: Das heißt, dieses Stückchen Erde, auf dem wir leben oder für uns dieser Platz hier in Köln, Und wir sind ja auch nicht die einzigen in Köln, die beten und bei Weitem nicht.
00:36:41: Wir möchten Gott eine Lehrstelle, eine Stelle, einen Raum frei halten.
00:36:47: Einmal klar für die Menschen, die kommen mit ihren Anliegen, ihren Nöten, ihren Fragen vielleicht, ihrem Glauben können oder auch nicht oder beten können oder auch nicht.
00:36:57: Oft wissen wir das ja gar nicht, aber manchmal auch so als lebendiges Fragezeichen oder Ausrufezeichen diesen Gott gibt es.
00:37:05: In dieser Zeit, die so schwierig ist für viele oder die so ... vielen auch Angst macht oder hoffnungslosigkeit generiert und wir sagen ja wir sehen das und wir sehen das nicht nur durchquert ja unser eigenes leben auch.
00:37:20: und trotzdem und trotzdem ist es ein mitgehender gott der dieses leid von innen erkennt die freude auch und der mit uns auf dem weg bleibt und dafür möchten wir einstehen.
00:37:34: mehr ist das nicht aber ich glaube es ist viel.
00:37:37: also ich muss sagen der gedanke dass zu jeder Zeit, zu der ich durch Köln laufe, meine Arbeit nachgehe, mich und meine Familie kümmere Dinge tue, die ich nun mal
00:37:47: tue,
00:37:48: dass zu jeder Zeit ganz konstant da jemand ist, der in Verbindung ist, ist irgendwie was sehr Tröstliches.
00:37:58: Da denken Sie vielleicht an die Klöster, ja, das glaube ich auch, aber ich glaube darüber hinaus, wir kennen ja die Herzen der Menschen nicht.
00:38:05: Ich glaube hier die ... Die S-Bahn, die U-Bahn in Köln, das ist die größte Kirche von Köln.
00:38:10: Wie viele Menschen beten da vielleicht ohne, dass wir es wissen.
00:38:16: Also da auch so sensibel zu werden für das, was zwar unsichtbar ist, aber wo Menschen durch ihre Haltung, ihr Verhalten, ihr Einstehen für andere diese Gottesnähe zum Ausdruck bringen.
00:38:31: Ob sie es wissen oder nicht.
00:38:36: Wir haben eine ... traditionelle Abschlussfrage bei Himmel klar und die lautet, was gibt Ihnen persönlich Hoffnung?
00:38:44: In der Bibel wird ja erzählt von der Herabkunft des Heiligen Geistes, also nach Ostern die Sendung des Geistes.
00:38:52: Und ich finde und finde immer faszinierend, dass in der Bibel nicht mehr die Rede ist von einer Himmelfahrt des Geistes.
00:39:02: Also Christus ist ja Mensch geworden, Gott ist Mensch geworden in Christus, hat auf der Erde gelebt, gewirkt.
00:39:10: gekreuzigt gestorben, auferstanden und dann aufgefahrene in den Himmel.
00:39:13: Das bekennen wir von Christus.
00:39:16: Und bei der Sendung des Geistes ist nicht mehr die Rede von der Himmelfahrt des Geistes.
00:39:20: Das heißt, er ist immer noch da.
00:39:23: Er wirkt immer noch unsichtbar.
00:39:27: Das stimmt.
00:39:28: Aber diese Herabkunft des Geistes hat nicht aufgehört.
00:39:32: Das ist die Art und Weise, wie Gott heute unter uns Menschen gegenwärtig ist wirkt.
00:39:38: uns an alles erinnert, was Jesus uns gesagt hat, uns zum Vater führt.
00:39:43: Und dieser Geist, das ist ja unser Bekenntnis durch die Taufe, die Firmung lebt er in uns.
00:39:49: Deswegen auch, wenn Menschen sagen, ich kann nicht beten, dann sage ich immer, ja, der Geist betet in dir.
00:39:55: Wenn du das selber nicht kannst, und das passiert mir auch, dass ich das Gefühl habe, dieser Geist betet in unaussprechlichen Worten in mir, in den Menschen, die sich auf die Suche begeben nach ihm.
00:40:09: Und das gibt mir Unendlich Hoffnung zu glauben, wir sind da nicht alleine gelassen, weil die sind vielen Fragen, die Welt ist so komplex geworden oder macht Angst oder bedrückt.
00:40:20: Aber dass es keine Himmelfahrt des Geistes gibt, sondern dass er weiter wirkt.
00:40:25: Und das sehe ich in den Haltungen und Gesten und Handlungen und Worten nicht weniger Menschen, auch junger Menschen.
00:40:33: Und das muss ich sagen, toll.
00:40:36: Das gibt mir wirklich Hoffnung.
00:40:38: Weil das letzte Wort ... haben nicht wir.
00:40:40: Das hat dieser liebende Gott, der der Bounce ist bis zum Ende aller Zeiten.
00:40:45: Das sagt uns Schwester Edith Körpig.
00:40:47: Ganz herzlichen Dank fürs Gespräch.
00:40:49: Danke auch.
00:40:54: Ganz herzlichen Dank fürs Zuhören.
00:40:56: Der Ruf nach oben.
00:40:57: Wie beten wir unser Thema heute?
00:41:00: Anhören könnt ihr alle unsere Episoden wie immer auf himmelklar.de, auf domradio.de, katholisch.de und überall da, wo es Podcasts
00:41:08: gibt.
00:41:09: Empfehlt uns gerne weiter, abonniert uns.
00:41:11: Ich freue mich, wenn wir uns demnächst wiederhören.
00:41:14: Ich bin Verina Tröster.
00:41:15: Macht's gut, ciao.
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